Das Foursquare Bewertungssystem

Foursquare BewertungssystemLange wandelte Foursquare als Vertreter der Location-Based Service auf dem schmalen Grad zwischen einem lokalen Empfehlungsdienst und einer Plattform mit starken Gamification Elementen. Mit den letzten Updates entwickelt sich der Dienst allerdings immer Stärker in Richtung eines ortsgebundenen sozialen Empfehlungsdienst. Im boomenden Markt von Local Search und anderen Empfehlungsdiensten eine logische Strategie, die im Wettbewerb mit Yelp und anderen natürlich eines bei Foursquare implementierten Bewertungssystem bedurfte. Im November 2012, mit den Updates der mobile apps, hat Foursquare dann auch ein solches in Form eines 10-Punkte-Systems eingeführt. Im Gegensatz zu Yelp vergibt der User allerdings nicht selber Punkte bzw. Sterne, sondern ein Algorithmus berechnet diesen Wert. Wie sich dieser Wert zusammensetzt ist den meisten Usern von Foursquare allerdings unbekannt.

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Der Bewertungsscore

Der Score für ein Venue ist zunächst einmal eine Zahl mit dem Maximalwert 10,0, die bis zur ersten Dezimalstelle differenziert. Insgesamt sind somit theoretisch 101 Bewertungsstufen (0,0 bis 10,0) möglich. Nutzt der User die Explore-Funktion der App, werden ihm verschiedene Locations in der Nähe angezeigt. Bestandteil der Suchergebnisse sind zum einen das Preisniveau der Venues (zumindest wenn dort Geld ausgegeben werden kann) sowie eine mittlerweile recht prominente Darstellung des jeweils erreichten Scores. Prominent hervorgehoben werden zusätzlich die Orte, an denen Freunde einen Tipp hinterlassen haben. Doch wie genau setzt sich dieser Score zusammen?

Wie funktioniert das Bewertungssystem von Foursquare?

Die Bewertung der einzelnen Venues wird von  einem Algorithmus vorgenommen. Es handelt sich dabei nicht um einen Durchschnittswert aller abgegebenen Bewertungen und ist nicht mit bekannten Systemen vergleichbar.

Um es vorwegzunehmen: Ähnlich wie bei der Positionierung der eigenen Website in den Google SERPs ist es auch bei Foursquare nicht eindeutig, welche Faktoren wie stark gewichtet in einem Wert für ein einzelnes Venue resultieren. Immerhin, die Zahl der möglichen Faktoren kann bei Foursquare relativ eindeutig eingegrenzt werden. So berücksichtigt der Algorithmus hinterlassene Tipps, Anzahl und Frequenz von Check-Ins und damit der Popularität eines Ortes, Likes und Dislikes sowie die Nutzerloyalität. Foursquare selbst sagt, dass Aktivitäten von “local experts” hierbei ein im Verhältnis größere Bedeutung haben. Was genau “local experts” sind ist nicht eindeutig kommuniziert. Hier kommen wohl aber nur in einer Stadt/einem Gebiet besonders aktive Nutzer oder Foursquare Superuser in Frage. Eines haben die aus allen genannten Faktoren resultierenden Bewertungen gemeinsam: Sie basierend auf einem riesigen Schatz gesammelter Informationen und Verhaltensmustern der User, die diesen Score sehr valide machen. Nicht aktiv abgegebene Bewertungen fließen ein, sondern alle Informationen, die sich aus der Analyse von Big Data (45 Mio. User, 5 Mrd. Check-Ins, 40 Mio. Tipps) gewinnen lassen. Somit resultiert der Score für ein Venue nicht aus einem elitären Kreis weniger User, die einen Wert zwischen 0 und 10 vergeben. Die Gesamtheit aller an einem Ort aktiven Nutzer entscheidet indirekt über eine Bewertung für einen Ort. Und dieser Wert ist eben auf dem Papier sehr viel neutraler.

A place’s rating is based on a number of signals that we’ve gathered from our social data mines, likes and dislikes, and from positive and negative tips.

Bewertungssystem 4sq: Vor- und Nachteile

Die Vorteile des von Foursquare praktizierten Bewertungssystems liegen auf der Hand. Manipulationen des Wertes wie in Yelp oder früher Qype sind alleine über den Score nicht machbar, da User eben nicht einfach mal so eine Fünf-Sterne-Bewertung hinterlassen können. “Gekaufte” Tipps, Likes und Check-Ins könnten natürlich den Wert verzerren – nur ist eine Manipulation hier mit ungleich mehr Aufwand verbunden. Sie müsste langfristig erfolgen und würde so einige Accounts erfordern. Bei Foursquare verschwinden die Bewertungen der Venues zudem nicht im Einheitsbrei der 4-Sterne-Bewertungen, wie es bei einem Blick in Yelp meist der Fall ist.

Die Nachteile des System liegen allerdings genau so klar auf der Hand: Besitzer und Besucher einer Venue können den Score kaum bis überhaupt nicht nachvollziehen. Sie können nicht aktiv auf Bewertungen reagieren und den Score nicht direkt beeinflussen. Aufgewogen werden diese vermeintlichen Nachteile durch Foursquare-Fetaures im Sinne der Nutzer. Wer ein Venue in Besitz genommen hat kann indirekt auf seinen Ort hinweisen, beispielsweise durch die bekannten “Check in here”-Badges oder Special. Steigende Check-In-Zahlen und mehr hinterlassene Tipps können in der Folge den Wert positiv beeinflussen. Grundsätzlich aber kann eine Bewertung nur über die Verbesserung des eigenen Services erfolgen. Ein Blick in die hinterlassenen Tipps dürfte recht schnell klar machen, wo die Defizite liegen.

Das Bewertungssystem von Foursquare ist dem von Yelp meiner Meinung nach überlegen. Schon der Ansatz, dass eben nicht die im Web so verbreitete “Daumen hoch, Daumen runter“-Mentalität sondern Big Data die Grundlage des System bildet, macht den Wert sehr aussagekräftig. Bewertungen sind nur schwer zu manipulieren, was insbesondere bei Qype ein beliebter Sport war. Ratings verschwinden darüber hinaus nicht in der Masse der 4-Sterne-Durchschnitssbewertungen, denen gegenüber ich zumindest schon recht blind geworden bin. Trotzdem: ein wie auch immer gearteter Score kann für mich immer nur ein erster Hinweis sein doch einen Blick in Tipps (Foursquare) oder Bewertungen (Yelp) zu werfen, um eine endgültig Entscheidung für den Besuch eines bestimmten Ortes zu treffen. Umso erfreulicher, wenn ein valider Score mir hilft schwarze Schafe schon im Vorfeld auszuschließen.

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