Quo vadis Foursquare?
Foursquare ist eines der sozialen Netzwerke, denen schon seit geraumer Zeit viel Potenzial bescheinigt wird, das seinen Durchbruch in Deutschland aber nie so richtig geschafft hat. Damit findet sich der Vertreter der Location-based services in guter Gesellschaft mit G+, Pinterest oder Yelp wieder. Warum aber wird Foursquare in Deutschland so ein großes Potenzial bescheinigt bzw. warum hat es seinen Durchbruch (noch) nicht geschafft? Was können Social Media Verantwortliche tun, um den Dienst zu pushen und warum ist das sinnvoll?
Das Potenzial von Location-based services
Die Chancen von ortsbasiertem Marketing liegen auf der Hand: Stationäre Dienstleistungen und der Handel haben damit ein einzigartiges Tool an der Hand, das es erlaubt – abhängig vom Standort der Kunden – das eigene Geschäft oder die eigene Filiale da zu bewerben, wo sich der Kunde aktuell befindet. Informationen und Werbung sind also genau dann sichtbar, wenn der User auf der Suche nach einem Restaurant oder einem Geschäft ist und holt ihn damit im idealen Moment ab. Dazu gesellen sich im Idealfall Empfehlungen von Freunden in Form von Tipps, die von Natur aus als sehr vertrauenswürdig wahrgenommen werden. Ohne im Detail auf die Funktionsweise der Smartphone-App einzugehen, erlaubt die Anwendung es, dass der User Orte in seiner nächsten Nähe inkl. Bewertungen oder Angeboten angezeigt bekommt. Wer Foursquare überhaupt nicht kennt, der findet am Ende dieses Blogposts ein recht gut gemachtes Erklärvideo. Hier werden neben der Funktionsweise gleichzeitig auch die Probleme von Foursquare in Deutschland klar.
Neben Empfehlungen sind an das Ladengeschäft gebundene Specials ein weiteres schlagkräftiges Argument, um auf Foursquare zu setzen. Specials können dabei verschiedene Ziele verfolgen. Eine Möglichkeit ist die Gewinnung von Neukunden, was gerade bei Einzelunternehmen attraktiv ist. Über Specials können Kunden im direkten Wettbewerb mit Konkurrenten davon überzeugt werden, die eigene Filiale zu besuchen. Auch Kundenbindung kann ein Ziel für ein Unternehmens-Engagement in Foursquare sein. So ist es möglich, Kunden beispielsweise für jeden zehnten Besuch zu belohnen. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Jedes Unternehmen ist in der Lage, Specials mit auf das Unternehmen und deren Produkte zugeschnittenen Angeboten zu verknüpfen.
Ein weiterer Aspekt ist der Service- bzw. Informationsgedanke. Unternehmen sind über Foursquare in der Lage die eigenen Öffnungszeiten zu kommunizieren oder dem potenziellen Kunden Kontaktmöglichkeiten an die Hand zu geben. So kann die eigene Telefonnummer, eine eMail-Adresse oder der Twitteraccount hinterlegt werden.
Darüber hinaus können User einer Unternehmensseite in Foursquare folgen. Somit sind Unternehmen in der Lage über Statusupdates Follower mit Informationen zu versorgen.
In naher Zukunft wird es zudem möglich sein, Ads auf Foursquare zu schalten. Damit sind Unternehmen in der Lage, das eigene Geschäft mit ortsabhängigen Werbeanzeigen zu promoten. Interessierte Unternehmen in Deutschland können sich hier für eine Teilnahme bewerben. In der verlinkten Präsentation finden sich die Ideen, die Foursquare für Ads in der Pipeline hat.
[Update: Seit dem 14.10. ist es möglich über die Adminseite einer Foursquare-Location Ads zu schalten.]
Der Status Quo
Den Potenzialen gegenüber steht die aktuelle Nutzung von Foursquare in Deutschland. Optimistische Schätzungen gehen von 500.000 Usern in Deutschland aus. Ich persönlich, ohne mich auf konkrete Daten berufen zu können, gehe eher von einer weit geringeren Zahl aus. Grundlage dafür ist die stichprobenartig recherchierte Zahl von Check-Ins an großen Bahnhöfen, den wohl beliebtesten Orten in Foursquare. Kleines Beispiel: Am Hbf Hannover mit tägl. 250.000 Reisenden sind aktuell 52.000 CheckIns von ca. 10.500 einzelnen Usern registriert. Eine Location, die mind. seit zwei Jahren existiert.
Die Gründe für die eher verhaltene Nutzung ist sicherlich im deutschen Verständnis von Privatsphäre zu sehen – man gibt eben einfach nicht gerne den eigenen Standort preis, auch wenn das unbewusst bei vielen anderen öffentlich zugänglichen Webangeboten schon der Fall ist.
Aber auch auf Unternehmensseite gibt es nur wenige Beispiele von großen Unternehmen (Deutsche Bahn, Lufthansa, 1. FC Köln), die Foursquare aktiv nutzen. Nur selten verwalten deutsche Unternehmen die eigenen Standorte. Meist werden Locations durch die kleine aber sehr aktive Community gepflegt. Auch wenn so durch Crowdsourcing und Superuser eine hohe Qualität und Aktualität der Standortinformationen gewährleistet wird, ist diese eben nicht garantiert. Unter Umständen sind Restaurants oder Geschäfte mit falschen Informationen versehen. Die Konsequenz: Stoßen neue Nutzer von Foursquare auf solche Standorte werden sie nicht unbedingt geneigt sein, die App weiterhin zu benutzen.
Das geringe Engagement der Unternehmen selber macht den Dienst für Außenstehende durch falsche oder unvollständige Informationen und fehlende Angebote also nicht attraktiver. Hier sind Unternehmen mit der aktiven Nutzung von Foursquare aufgerufen ein Risiko einzugehen, um den Dienst attraktiver zu gestalten und sich Chancen zu eröffnen. Nur so kann das alte Henne-Ei Problem gelöst werden.
Gleichzeitig ist es offensichtlich auch Foursquare selber, das es nicht schafft den Dienst deutschen Unternehmen zu erklären und schmackhaft zu machen; hier ist sicherlich ein stärkeres Engagement nötig. Woran es mangelt ist bei einem Besuch der Website für Unternehmen schnell zu erfassen – Informationen sind äußerst spärlich gesät.
Was können wir als Social Media Verantwortliche also tun?
Wir als Firmenvertreter müssen Foursquare auch aktiv eine Chance geben. Hiermit will ich nicht zur massenhaften Nutzung von Foursquare aufrufen; ganz klar muss jedes Unternehmen für sich entscheiden, ob der Einsatz von Foursquare Sinn macht. Und das ist garantiert nicht immer der Fall. Gerade aber Unternehmen mit physischen Standorten sollten zumindest darüber nachdenken – Standorte lassen sich mit überschaubaren Investitionen anlegen bzw. in Besitz nehmen und mit Informationen versorgen. Nicht nur für Einzelunternehmer sondern gerade für große Filialisten bietet gezieltes digitales Marketing am POS große Chancen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Auch Specials sind mit relativ kleinem Aufwand zu realisieren. Der größte Workload wird bei der Schulung der Mitarbeiter entstehen. Übrigens für Specials ein absolutes Muss, damit Kunden kein negatives Nutzererlebnis mit Foursquare verbinden. Neben dem Engagement von Unternehmen, Gamification-Elementen und Serviceangeboten sind es vor allem diese Specials in Form von Angebote und Rabatte, die einen Dienst wie Foursquare hoffentlich im Mainstream ankommen lassen. Ein erster Schritt, um überhaupt erst einmal den Aufbau einer relevanten Nutzerzahl zu begünstigen, ist also eine durchdachte Nutzung von Foursquare, die das Angebot für den durchschnittlichen User attraktiv macht. Dafür müssen Unternehmen Pionierarbeit leisten, so wie es die deutsche Bahn vormacht.
Kurzer Tipp am Ende: Am 25./26.1.2014 findet das erste FoursquareCamp statt. Mehr Infos gibts hier.
Was ist Foursquare?
[appbox googleplay com.joelapenna.foursquared]
[appbox appstore 306934924]
One Response to “Quo vadis Foursquare?”
Schön geschriebener Artikel. Und danke für den Hinweis auf das 4sqcamp am Ende. 🙂